Burnout

Aspekte der Entstehung eines Burnout-Syndroms

Obwohl das Phänomen des Burnout-Syndroms zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum befriedigend wissenschaftlich untersucht ist, besteht doch bei Durchsicht der unterschiedlichsten Quellen eine überwältigende Übereinstimmung darüber, dass die Symptomatik beim Burnout-Syndrom, wie ja auch der Name “Burn out” schon sagt, einerseits Folge einer langandauernden Überlastung ist. Die Formel: ohne Belastung kein Burnout-Syndrom ist also sicher richtig, wenngleich natürlich nicht vollständig!

Welche Art Belastungen also führen zum Burnout-Syndrom?

Die Liste möglicher äußerer Faktoren, die zum Burnout-Syndrom führen können, ist mit Sicherheit nicht abschließbar, weshalb an dieser Stelle nur einige, derzeit gesellschaftlich als typisch angesehene und von Faust stichwortartig zusammengefasste Situationen genannt werden sollen:

“Hohe Arbeitsbelastung; schlechte Arbeitsbedingungen; Zeitdruck oder zu großes Pensum in einem zu eng gesteckten Zeitrahmen, vor allem stoßweise; schlechtes Betriebsklima; wenig tragfähige Beziehungen zu den Mitarbeitern; wachsende Verantwortung; Nacht- und Schichtarbeit, vor allem dort, wo man sich nicht arbeitsphysiologischen Erkenntnissen anpassen will oder kann; unzulängliche materielle Ausstattung des Arbeitsplatzes; schlechte Kommunikation unter allen Beteiligten (Arbeitgeber, aber auch Mitarbeiter untereinander); zu geringe Unterstützung durch den Vorgesetzten; wachsende Komplexität und Unüberschaubarkeit der Arbeitsabläufe und -zusammenhänge; unzureichender Einfluss auf die Arbeitsorganisation; Hierarchieprobleme; Verwaltungszwänge; Verordnungsflut (gestern neu, heute zurückgenommen, morgen modifiziert usw.); Termin- und Zeitnot; unpersönliches, bedrückendes oder intrigenbelastetes Arbeitsklima, vom Mobbing ganz zu schweigen; ferner ständige organisatorische Umstellungen, ohne die Betroffenen in Planung und Entscheidung einzubeziehen, bei Misserfolgen aber verantwortlich zu machen; zunehmende, immer neue und vor allem rasch wechselnde Anforderungen; zuletzt die wachsende Angst vor Arbeitsplatzverlust u.a.m.” (Quelle: http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/burnout.htm)

Obwohl äußere (Arbeits- und Belastungs-)Faktoren immer wieder mit der Erkrankung an einem Burnout-Syndrom, und v.a. mit den zunehmenden Erkrankungen an dieser Störung in Verbindung gebracht werden, sind diese Zusammenhänge noch sehr wenig erforscht. Im Forschungsinteresse stand bisher v.a. der Betroffene selber, seine persönlichen Dispositionen, die Phasen seiner Erkrankung und die möglichen Folgen.

Wer ist dispositioniert (=gefährdet), am Burnout-Syndrom zu erkranken?

Betroffen sind Menschen mit einem hohen Maß an Einsatz, Initiative, Engagement und hohen Ich-Idealen, die ihren Selbstwert in hohem Masse über erbrachte Leistungen und die Anerkennung durch Auftraggeber, Arbeitgeber etc.., also über einen (am besten messbaren) Fremdwert erleben. Menschen, die sehr (in ihrem Selbstwert) mit ihrer Aufgabe/Arbeit oder mit der erfolgreichen Erfüllung ihrer Visionen oder Ziele identifiziert sind
Eine eindeutige Gefährdung liegt dann vor, wenn über dem Bedürfnis, der Aufgabe und den gesteckten Zielen gerecht zu werden, eigene Bedürfnisse und Grenzen vernachlässigt, langfristig übergangen, ignoriert oder gar nicht mehr wahrgenommen werden. Ferner, wenn eine Tätigkeit ausgeübt wird, die sich nicht in sicheren Grenzen bewegt und für deren Bewältigung die persönlichen und/oder fachlichen Voraussetzungen fehlen (“entgrenzte Arbeit”). Dieselbe Gefahr besteht, wenn der Betreffende denkt, seine Qualifikationen oder Fähigkeiten reichen zur Bewältigung der Aufgabe nicht aus und er sich deshalb andauernd überfordert fühlt! Wie beim Mobbing ist auch beim Burnout-Syndrom aus medizinischer Sicht das subjektive Empfinden des Betroffenen maßgeblich!
Was genau geschieht bei der Entstehung eines Burnout-Syndroms?

Zunächst werden die Widerstände, die sich dem angestrebten Erfolg oder der gewünschten Wertschätzung entgegenstellen, mit vermehrtem Engagement und noch größerem Idealismus zu bekämpfen versucht
Wenn dieses Bemühen scheitert und es nicht gelingt, eine substanzielle innere Neubewertung der Situation oder eine äußere Neupositionierung vorzunehmen, die nicht als Niederlage empfunden wird, beginnt der eigentliche Burnout-Prozess
Einer Phase von Kompensationsbemühungen (Coping) folgt dann eine unterschiedlich lange Zeit des Aufbegehrens, in der erneut, diesmal aber kämpferisch, versucht wird, die Schieflage wiederherzustellen.
Misslingt auch dies (was meist der Fall ist), kommt es dann zu einer zunehmenden emotionalen Einpanzerung, zu einer Automatisierung der Arbeitsabläufe und zunehmend auch der sozialen Beziehungen. Rückzug ist die häufige Folge. Es kommt zu einem erheblichen Antriebs- und Motivationsverlust, zusätzlich zu dem charakteristischen Gefühl ständiger Müdigkeit und rascher Erschöpfung. Das Fortschreiten der emotionalen Abstumpfung bedingt auch eine zunehmend schwindende Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung dringender eigener Bedürfnisse. Es kommt zu einer zunehmenden inneren Selbstentfremdung.
Gefühle verlieren ihre Bedeutung als Orientierungsmaßstab, wichtige Selbstschutzmechanismen greifen nicht mehr
Dadurch wird die gefährliche Tendenz, sich über äußeren Erfolg und fremde Wertschätzung zu definieren und einzuschätzen weiter verstärkt, bis die Außenwelt schließlich zum alleinigen Maßstab für den Selbstwert wird.
Der sich selbst entfremdete und schutzlose Mensch wird schließlich von diversen psychosomatischen Störungen und auch von körperlichen Erkrankungen wie etwa Infektionen heimgesucht. In der emotionalen Gestimmtheit herrschen zuletzt unkorrigierbare Verzweiflung, Fatalismus, Pessimismus und Hoffnungslosigkeit u.a. vor.
Was ist die Ursache beim Burnout-Syndrom?

Es gibt nicht die Ursache des Burnout-Syndroms, es gibt nur Konstellationen, die die Entwicklung eines Burnout-Syndroms begünstigen. Wie immer in der Medizin und auch der Psychiatrie gibt es eine Fülle von Wechselwirkungen zwischen individuellen und allgemeinen situativen Faktoren, die bei der Entwicklung eines Burnout-Syndroms eine Rolle spielen können. Von der Formulierung von Gesetzmäßigkeiten ist die Forschung derzeit noch weit entfernt. Deshalb muss auch hier der gesunde Menschenverstand, die Beobachtungsgabe und natürlich eine differenzierte Selbst- und Fremdwahrnehmung die Ursachenforschung immer wieder neu betreiben!

Ganz allgemein: Bestandteile solcher Konstellationen sind immer

individuelle Persönlichkeitsfaktoren + Art und Umfang der Arbeit/Zielsetzung/Belastung

Es ist bereits wesentlicher Gegenstand der Therapie, herauszufinden, welche Bedeutung in jedem Einzelfall die persönliche Disposition und welche die äußeren Faktoren haben. Aus dieser Analyse und Selbsterkenntnis ergeben sich dann die individuellen Wege, um erneute Rückfälle zu vermeiden und in Zukunft besser geschützt zu sein vor Entgrenzungen.

Was sind die möglichen Folgen beim Burnout-Syndrom?

psychische Folgeerkrankungen: Depressionen, Ängste, soziale Phobien, Schmerzstörungen, somatoforme Störungen, posttraumatische Störungen/Anpassungsstörungen, Suchterkrankungen
Ein typischer affektiver Dauerzustand wurde neulich als “Bitterkeits-” oder “Verbitterungssyndrom” bezeichnet. Faust kennzeichnet diesen Zustand folgendermaßen:
“eine sonderbare Mischung aus Widerwillen, Resignation, Selbstmitleid, Bitterkeit, Reizbarkeit, Aggressivität, Negativismus, Ressentiments, Misstrauen, Deprimiertheit, Angst, bisweilen sogar Panikbereitschaft. Die Entwertung der anderen schlägt um in die Entwertung der eigenen Person.” (Quelle: Faust (http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/burnout.htm))

körperliche Folgeerkrankungen: Magen-Darm-Störungen, rezidivierende Infektionen und andere Folgen eines geschwächten Immunsystems u.a.
Arbeitsplatzverlust/anhaltende Arbeitslosigkeit/sozialer Abstieg
Ehekrise

Quelle leider unbekannt